NPL #099 - Von der Várdánčohkka-Hütte zum Südeingang Nordkapptunnel

Von der Várdánčohkka-Hütte ging es geradewegs in nördlicher Richtung. Erst über ein paar Hügel und Seen hindurch, um dann im Tal der Austerbotnelva entlang bis zum Kobbefjorden zu wandern und damit wieder am Meer anzukommen. Das Tal war wunderschön grün und die Birken leuchteten mit ihrem herbstgelben Laub in der Sonne. Es war ein wunderbarer Tag.

Hinunter zum Fjord verlor ich den Wanderweg mal wieder, aber es war klar, dass der Fluss gequert werden musste und man dann am rechten Flussufer in Richtung Bucht musste. Der Fluss war ziemlich wild und floss in einem Canyon, so dass ich erstmal ein bisschen suchen musste, bis ich den Wanderweg wiederfand und damit die markierte Furt, wo eine Querung möglich war. Danach ging es am Ufer über sumpfige Wiesen mit Blick auf den Fjord. 

Wenn man aus dem Hinterland ans Meer kommt, sieht man sofort wieder Anzeichen von Zivilisation. Entlang des Fjordes stehen einzelne Häuser, Boote sind unterwegs und sogar hier im Norden werden in den geschützten Buchten Lachsfarmen betrieben. Angebunden sind die Häuser hauptsächlich über den Wasserweg. Wenn man hier länger unterwegs ist, versteht man, warum das gesamte Land früher hauptsächlich über die Seewege verbunden war und die heutigen Landverbindungen früher sehr schwierig und vor allem nur über die wenigen Sommermonate zu benutzen waren. Erst durch die Tunnel und Brücken der heutigen Zeit können viele Siedlungen landseitig überhaupt erreicht werden.

Mein Weg führte entlang des Fjordes. Schon seit ein paar Tagen roch die Luft etwas salziger und es lagen auf einmal leere Seeigelpanzer auf dem Weg, wahrscheinlich eine Beute der Möwen, die hier ihre Runden flogen.

Erst ging es am Ufer des Austerbotnen entlang und dann über eine riesige Sumpfwiese hinüber zum nächsten Fjordarm, den Lafjorden. Ich hatte auf der Karte schon gesehen, dass heute noch viele Höhenmeter auf mich warten würden und jetzt stand ich vor der Felswand, über die ich drüber musste. Vorher musste jedoch die Lafjordelva, ein ziemlich breiter Fluss, gequert werden. Hier war die Querung an der gekennzeichneten Stelle nicht möglich, so dass ich es weiter in Richtung Mündung über mehrere Teilamre versuchte. Einmal rutschte ich ab, so dass ich nach der ganzen Aktion doch an einem Fuß Socken wechseln musste. 

Der steile Anstieg über 260 Höhenmeter war nur mit mehreren kleinen Pausen zu bewältigen. Von oben hatte man jedoch einen grandiosen Blick über die Fjordküste. Zwischen den Bergen hindurch ging es jetzt zum Fisketindvatnet. Hier hatte ich ursprünglich geplant zu übernachten, jedoch hatte ich mir jetzt überlegt, direkt am Tunneleingang mein Zelt aufzustellen. Entweder am Fluss westlich oder am Fjord östlich der Straße würde sich schon ein Platz finden.

Am Fisketindvatnet traf ich wieder auf eine ausgefahrene Quadspur. Nach der Flussquerung ging diese geradeaus. Den Wanderweg, der hier links abbiegen sollte, konnte ich nicht finden, so dass ich davon ausging, dass der Weg mal wieder verlegt wurde. Also folgte ich der Quadspur den Berg hinauf in der Hoffnung, dass diese links abbiegt. Tat sie aber nicht, sondern erst, als ich die Kuppe des Berges erreicht hatte. Laut Karte gab es da noch einen Nebenweg, der mich jedoch auch zum Ziel führen würde. Dieser sollte unter den Hochspannungsleitungen am Eingang des Nordkapptunnels ins Tal führen. Als ich jedoch an den Leitungen ankam, gab es dort keinen abzweigenden Weg. Nur unter mir am Fuß des 200 m hohen Abhanges das Tunnelloch. Abstieg unter Hochspannungsleitungen hatte ich ja vor der Nedrefosshytta schon geübt und dieser hier war nicht mal so lang und so steil. Ich stieg also seitlich unter der Hochspannungsleitung ins Tal hinab. Ich will nicht wissen, was die Autofahrer gedacht haben, die unten aus dem Tunnel kamen und gesehen haben, wie mich da am Hang herumgekraxelt bin.

Direkt links vom Tunneleingang, ca. 50 m von der Straße entfernt am Fluss gab es eine schöne ebene Zeltfläche. Die Autos störten nicht so sehr. So viele waren es gar nicht, jedoch hörte ich immer so ein Pfeifen, was irgendwie nach einem komischen Handyton klang und ich nicht zuordnen konnte. Ich versuchte, das Zelt gut nach dem Wind auszurichten, der gerade schon wieder ganz ordentlich durchs Tal fegte. Die letzte Nacht auf dem norwegischen Festland würde wohl keine ruhige werden.


 


Kommentare

  1. Das Pfeifen kommt vom Eingang des Tunnels und soll vermutlich verhindern, dass Rentiere reinlaufen.

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