NPL #098 - Von der Stohpojohka-Hütte zur Várdánčohkka-Hütte

Am Morgen hatte der Wind nachgelassen. Von der Hütte aus ging es durch ein Sumpfgebiet und durch einen Fluss. Entlang eines Höhenrückens führte der Weg nordwärts, an ein paar Seen vorbei. Der sumpfige Boden wurde hier sehr viel blockiger. Das war einerseits gut, weil man nicht im Boden einsinkt, auf der anderen Seite hatte es angefangen zu nieseln, so dass man wieder aufpassen musste, auf den Blöcken nicht wegzurutschen. Irgendwas ist immer... Zwischendruch gab es jedoch immer wieder Sonnenlöcher. Ich weiß nicht, wie viele Regenbögen ich in den letzten Tagen hier oben in der Finnmark gesehen habe, aber es waren viele. Und die nassen Felsen schimmerten manchmal richtig silbern, wenn die Sonne durch ein Wolkenloch schien.

Auf dem Höhenrücken, dessen Fuß ich bis jetzt gefolgt war, musste ich dann hinaufklettern. Von hier aus hatte man einen tollen Blick über die Seen bis zum Meer. Überhaupt wurde das Gelände immer bergiger, je mehr man in Richtung Norden kam. Auf dem Höhenrücken ging es dann immer weiter nördlich bis zur Várdánčohkka-Hütte. 

Eigentlich hatte ich lange überlegt, ob ich diese Hütte überhaupt nutzen sollte. Sie ist nur ca. 2 x 2 m groß und nicht beheizbar. Jedoch sollte es in dieser Nacht Temperaturen bis an den Nullpunkt heran geben und dass hieße, dass das Zelt auf jeden Fall morgen früh nass sein würde. Zusätzlich wollte ich den Schlafsack und auch die Klamotten so gut es geht vor Feuchtigkeit schützen. In den letzetn Tagen habe ich ja keine Trockenmöglichkeit mehr.

Mehr als ein Regenschutz mit Doppelstockbett ist die Hütte auch nicht, jedoch wird sie laut Hüttenbuch auch bei gutem Wetter gern genutzt. Dann scheint es hier nämlich extrem mückig zu sein, so dass sich die Wanderer gern in ihrer Pause oder zur Übernachtung in die Hütte flüchten.

Ich stellte mir den Wecker, da der Himmel heute nacht klar sein sollte. Vielleicht hätte ich ja doch Glück und würde noch ein Nordlicht erhaschen. Bei den Wolken in den letzten Tagen gab es ja keine Chance. Ich zog mich also warm an und ging vor die Hütte. Es war gar nicht so stockfinster, wie ich gedacht hatte, da immer noch die Sonne im Norden etwas zu sehen war. Trotzdem konnte man den ganzen Himmel voller Sterne betrachten. Nur kein Polarlicht. Wieder nicht. Auf einmal sah ich etwas ganz leicht grünliches am Horizont. Ich stellte die Belichtungszeit hoch und fotografierte es. Auf dem Foto konnte man es dann etwas besser erkennen. Ja, es schien tatsächlich ein Polarlicht zu sein. Ich wartete insgesamt fast eine Stunde draußen in der Hoffnung, dass es sich noch mal verstärkt, aber es kam nicht mehr. 

Schade, ich hatte gehofft, hier im Norden auch das Glück zu haben, die grünen Schleier über den Himmel tanzen zu sehen, aber irgendwie hatte ich die Wolken für mich gepachtet. Die anderen NPL-Läufer, die vor kurzem in Abisko oder am Altevatnet waren, hatten großartige Aufnahmen geschickt. Da habe ich wohl einen Grund, später noch einmal nordwärts zu fahren.


 


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