Es ging wieder erstmal entlang der Rentierzäune. Das Gelände wurde hügeliger und links im Tal der Skaidielva sah man immer wieder Rentierherden. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es hier viel mehr weiße Tiere gab, als vorher. Ob das stimmt, weiß ich nicht, die Menge war jedoch auffallend. Am gegenüberliegenden Talhang gab es lockere Bewaldung und auch ich stand bald wieder zwischen einzelnen Birken. Je tiefer man kam, desto nässer wurde der Untergrund, so dass ich froh war über jeden Felsrücken. Das Gelände wurde sehr viel bewegter und es ging immer tiefer in das Tal hinunter.
Die Rentiere hatten hier ganze Arbeit geleistet und viele parallel verlaufende Spuren im Wald angelegt, so dass man nie sicher war, ob man auf dem Wanderweg ist, oder auf einer Rentierspur, die dann urplötzlich aufhört. Die Markierung in den Wäldern ist oft auf die Birkenrinde aufgemalt, welche sich jedoch nach einiger Zeit abschält und damit die Markierung nicht mehr vorhanden ist. Hier in diesem Wald war es sogar so, dass mindestens die Hälfte der markierten Bäume umgefallen am Boden lagen, so dass man erst im Vorbeigehen die Gewissheit hatte, noch auf der richtigen Fährte zu sein. Von weitem konnte man die Markierung nur selten erkennen.
Der Weg führte erst entlang eines Seeufers und bog dann nach Norden zur Straße nach Olderfjord ab. An der Abbiegestelle sah ich dann das erste Mal ein Schild, was auf den E1 hinwies, dem ich jetzt seit mehreren Tagen folgte. Na, vielleicht ist das ja mit der Markierung hier wirklich besser.
Auf dem Weg Richtung Straße konnte ich rechts bis zum Porsangerfjord schauen. Wahnsinn. Mir wurde klar, dass es nur noch ein kurzes Stück ist und ich am Nachmittag an der Barentssee stehen werde.
Nachdem ich schon 18 km im Matsch zurückgelegt hatte, freute ich mich auf die leicht zu laufenden Straßenkilomter, auch wenn die gerade Straße ins Tal recht langweilig war. Die Hälfte der Autos, die ich sah, waren Wohnmobile und davon mindestens die Hälfte aus Deutschland. Wahrscheinlich wollten alle heute noch bis zum Nordkapp hoch. Dafür brauche ich noch eine knappe Woche.
Kurz vor 15 Uhr war ich dann auch an dem kleinen Lebensmittelladen angekommen. Kuchen, Joghurt, Saft, Weintrauben, Tomaten, Schokolade, Tortellini, Schokomilch.... Die üblichen Verdächtigen. Ich hätte hier auch super Wolle kaufen können, denn der Laden hatte erstaunlicherweise eine recht große Handarbeitsabteilung. Die Winternächte sind eben lang.
Auf dem Campingplatz mietete ich mir eine kleine Hütte. Sowohl Hütte als auch Kühlschrank schienen aus den 80-ern zu sein. Aber das war egal. Die Heizung funktionierte gut und so trocknete ich nacheinander Außenzelt, Innenzelt und Zeltboden, sowie die nassen Klamotten.
Am nächsten Tag war das letzte Mal Wäschewaschen dran. Überhaupt war der letzte Pausentag komisch. Alle Dinge, die an Pausentagen erledigt werden mussten, würden heute das letzte Mal notwendig sein. Die nächsten Etappen noch mal anschauen, die Touren hochladen, ein bisschen am Blog schreiben, auch wenn ich hier hoffnungslos im Hintertreffen war, Schuhe putzen, viel Essen und Ausruhen.
Als der Regen zwischendurch aufhörte, ging ich durch den Ort, wenn man den denn als solchen bezeichnen kann. Eigentlich gab es nicht viel zu sehen. Durch die Ebbe hatte sich das Meer weit zurück gezogen und nur riesige Schlickbereiche übrig gelassen, in denen irgendwelcher Müll lag. Besonders attraktiv war das hier alles nicht, so dass es nicht verwunderlich ist, dass Autofahrer hier wohl nur am Souvenirladen oder am Tankstellenshop kurz stoppen. Als Wanderer wird man nur gefragt, ob man nach Süd oder Nord geht - oder anders: Ist man gerade gestartet oder ist man fast am Ziel. Für mich galt zweiteres - 5 Tage noch.
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