NPL #094 - Vom Bohkošjávri zum Leaktojávri

Gestern hatte ich mich noch so gefreut, endlich auf dem E1 unterwegs zu sein, aber der Weg ist komplett durch Quads kaputt gefahren. Man versucht, die ganze Zeit den Matsch zum umlaufen und steht doch immer wieder bis zum Knöchel drin. Ich freue sich jedesmal, wenn es auf einem Rücken entlang geht, weil es da meist etwas abgetrocknet ist, aber in den Senken steht man immer voll im Matsch. Vor allen dort, wo sowieso schon Sumpf ist, fahren die Quads auf einer ziemlichen Breite alles in Grund und Boden. Würden sie auf der gleichen Spur bleiben, würden sie ja auch versinken. So ist es aber für Wanderer zusätzlich schwierig, die Sumpfstellen zu überwinden.

Dadurch, dass ich fast den ganzen Tag im Matsch stehe, werden die äußeren meiner zwei Paar Socken, die ich übereinander trage, immer ein bisschen feucht, da das Leder im Laufe des Tages etwas Feuchtigkeit durchlässt. Also ist meine Taktik, am nächsten Tag ein Paar saubere trockene Socken unterzuziehen und die "Innensocken" des Vortages als "Außensocken" zu benutzen. Die Socken zu trocknen ist bei der Witterung und im Zelt aussichtslos. Problematisch wird das dann, wenn alle Socken auf diese Art verbraucht, d.h. nass sind. Dann braucht man eine Hütte, um mal alles wieder durchzutrocknen.

Heute sollte eine solche Hütte auf dem Weg liegen. Die Bastingammen ist eigentlich nur eine Erdkote der Sami, aber mit einen Ofen drin, so dass man die feuchten Sachen und auch das Zelt trocknen könnte. Da es heute wieder ziemlich feucht und windig war, wollte ich dort meine Mittagspause verbringen oder ggf. auch dort bleiben und übernachten.

Aber vorher ging es erst mal los, am Rentierzaun entlang, neben dem ich gezeltet hatte. Die Quadspur zog sich ewig lang parallel am Zaun entlang. Hier gab es auch immer mal Markierungen, die zeigten, dass ich auf dem richtigen Weg war, aber dann fehlten diese plötzlich. Ich schaute auf die Karte und sah, dass der Wanderweg eigentlich laut Karte nach rechts abgegangen war. Von weitem sah man auch immer einzelne Steine auf den Sumpf- und Wiesenflächen. Ich war mir sicher, den Abzweig verpasst zu haben, was ja immer mal passiert, wenn ein kleiner Pfad von einer Quadspur abgeht und die Markierung lückenhaft ist. Ich versuchte also querfeldein zum ursprünglichen Weg zu kommen, nur um zu sehen, dass auch dort kein markierter Pfad vorhanden war. Der Weg schien also wieder einmal verlegt worden zu sein und die Karte noch nicht angepasst. Die einzige Chance war nun, mit dem GPS querfeldein ca. in Richtung des in der Karte verzeichneten Pfades zu gehen. Wenn dort schon mal ein Weg gewesen war, sollte das Gelände entlang dieser Strecke passierbar sein. Kurz vor einem Birkenwald erreichte ich den Rentierzaun wieder und hinter dem Zaun ging eine Markierung weiter. Wahrscheinlich verläuft der Weg heute komplett entlang des Rentierzaunes und ich hatte mir das Leben mal wieder etwas schwerer gemacht.

Weiter ging es durch einen Birkenwald und durch viel Sumpf. Flüsse waren zu queren. Jedesmal Erleichterung, wenn wieder einer trocken geschafft war, aber aufgrund des Matsches sank die Laune auf den Nullpunkt. Kurz vor der Bastingammen-Kote hatte ich durch kreuz und quer verlaufende Quadspuren mal wieder den Weg verloren und schlug mich quer durch den Birkenwald. Der war hier ziemlich dicht und am Fluss gab es viel Unterholz, so dass ich froh war, die Stelle zu erreichen, wo ein anderer Wanderweg Richtung Osten den Fluss quert. Dieser führt ins Innere des Stabbursdalen Nasjonalparks. An diesem Weg sollte die Bastingammen-Kote liegen, gleich hinter der Brücke über den Fluss. So war es jedenfalls auf Norgeskart eingezeichnet. Aber die dort eingezeichnete Brücke über den Fluss dorthin gab es in Wirklichkeit nicht. Ich war ziemlich fertig nach der ganzen Sumpfstapferei und Suche nach der Hütte. Wenn die Bastingammen-Kote auf der anderen Seite des Flusses liegt, hieße das, dass ich diesen zweimal queren muss. Und der sah nicht wirklich einfach aus. Ich traute mich nicht. Hier war nicht mit Hilfe zu rechnen, wenn was schief geht.

Ich hatte so auf die Bastingammen-Kote gehofft und war ziemlich enttäuscht. Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich musste losheulen und meinen gesamten Frust ins Fjell schreien. Doch was hilft es. Ich musste weiter zu laufen. Als sich wieder auf dem E1 angekommen war, hatte ich Mobilfunkempfang und rief erstmal zu Hause an. Ich musste meinen Ärger und die Enttäuschung einfach loswerden. Mein Mann schaute auf dem Luftbild nach, ob er rauskriegt, wo die Kote ist, aber für mich stand schon fest, dass ich sowieso nicht zurück laufen würde und schon gar nicht zweimal durch den Fluss. Ich wollte einfach nur raus aus dem Matsch. Noch zwei Überachtungen und dann hätte ich es bis zum Campingplatz in Olderfjord geschafft. Das heißt noch zwei Paar trockene Socken. Die habe ich noch.

Etwas später sah ich dann einen Sami mit dem Quad seine Rentiere zusammen treiben. Kein Wunder, dass man immer nur im Modder steht. Das wird morgen sicher nicht besser.



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