NPL #090 - Vom See Badajárvi zum See am Gironvárri

Ich hatte gestern abend schon gesehen, dass der Himmel sich zuzog. Wach bleiben und auf Polarlichter zu hoffen war somit nicht so sinnvoll. Am Morgen wachte ich jedoch in einer totalen Nebelsuppe auf. Klar, dass das Zelt wieder nass eingepackt wurde.

Ehrlich gesagt war ich froh, nicht nur mit Karte und Kompass unterwegs zu sein. Sicher ist es wichtig, irgendwas zur Orientierung zu haben, wenn der Strom von Navi und Telefon alle ist, aber wenn man in der dicken Nebelsuppe auf dem Nábár steht und es keine Orientierungspunkte gibt, die man anpeilen kann, dann ist man froh, wenn man mit Hilfe des Navis wenigstens noch seinen Standort bestimmen kann und weiß, in welche Richtung man muss. Selbst die Seen waren heute erst zu sehen, wenn man schon fast am Ufer stand. Ich versuchte also, mit dem Kompass den Kurs zu halten und dann mit dem Navi zu prüfen, ob ich einigermaßen in die Richtung gehe, die ich wollte. So ganz gerade dem Kompasskurs zu folgen war nicht immer möglich, da es dann doch öfter mal quer verlaufenden, blockige Rippen gab, die es zu überwinden galt und wo man gern auch mal kurz die Richtung verlor, wenn es keinen Fixpunkt am Horizont gibt, den man anpielen kann.

Zwischendurch zog der Nebel mal kurz hoch, um dann kurz darauf alles wieder unter seiner Decke verschwinden zu lassen. Erstes Zwischenziel war heute eine von Martin Kettler als "Landbrücke" beschriebene Stelle zwischen zwei Spaltenseen. Ich war ziemlich stolz auf mich, dass ich diese trotz dichtem Nebel ziemlich exakt getroffen hatte. Möglich, dass es 2015 bei ihm wirklich eine Landbrücke war, da sein Tourjahr sehr trocken war. Bei mir war es mal wieder eine Watstelle über mehrere Flussarme, wobei es nur en einer Stelle ein bisschen tiefer wurde. Jedesmal ein kleines Aufatmen, wenn ich drüber bin. Langsam werde ich wieder sicherer, aber so ein bisschen hängt mir der Schreck meiner missglückten Flussquerung noch in den Knochen.

Dann wurde das Gelände etwas hügeliger, aber aufgrund der schlechten Sicht konnte ich ja sowieso keine Punkte in der Ferne anpeilen. Nachdem ich über die Querrippen rüber war, konnte ich dann parallel einen Hang entlang gehen, der mich zu meinem nächsten Zwischenziel führte, den See Stuora Cuorvunjárvi. Ab hier führt ein Traktorweg bis zur Straße kurz vor Alta. Als ich am See angekommen war, riss der Himmel plötzlich auf, so als ob das Nábárplateau mir sagen wollte: "Test bestanden. Hast dich im Nebel hierher gefunden. Ab jetzt ist es ja einfach." Ich habe mich kurz auf einen Stein gesetzt und den Moment gefeiert. Jetzt musste ich nur heute und morgen noch am Traktorweg entlang bis nach Alta laufen. Das Nábár, vor dem ich in der Planung so viel Respekt hatte, war mehr oder weniger geschafft.

Das Wetter war weiterhin ziemlich ungemütlich, so dass eine längere Pause keine Option war. Zwar hatte ich gehofft, Unterschlupf in dem alten Bus zu finden, der am Weg vor sich hin rostete. Als ich dort aber hinein schaute, war dieser so verdreckt mit Flaschen und allem möglichen Müll, dass ich diese Option abwählte. Statt dessen ging ich weiter bis zum See am Berg Gironvárri. Hier war die letzte Zeltmöglichkeit für mich, da später keine Wasserstellen mehr am Weg kommen würden. Eine meiner Trinkflaschen hatte ja der Fluss in Finnland mitgenommen, so dass ich immer einen Übernachtungsplatz nahe eines Gewässers brauchte. In Alta werde ich mit eine kleine Plastikflasche im Supermarkt kaufen, um hier wieder flexibler zu sein. Da es sehr windig war, war dieser Zeltplatz jedoch perfekt, da im Windschatten des Berges gelegen, so dass ich eine ruhige Nacht hatte. Ich war heute weiter gekommen, als angenommen, so dass ich morgen schon sehr zeitig in Alta sein könnte und damit einen halben Pausentag länger herausgeschlagen habe.




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