NPL #084 - Von Kilpisjärvi zum Kuonjarjoki autiotupa

In der Nacht hatte es mächtig geregnet und auf den unbefestigten Wegen des Campingplatzes waren ordentliche Ausspülungen in den Wegen zu sehen. Bloß gut, dass ich in meiner Minihütte übernachtet hatte. Das Wetter für heute war zwar etwas besser, was aber trotzdem noch Regen über den ganzen Tag bedeutete, nur nicht ganz so stark. Egal. Ich kann ja nicht so lange in Kilpisjärvi sitzen, bis hier mal gutes Wetter wird und an Regen habe ich mich ja nun schon gewöhnt.

Da ich die Strecke zum südlichen Ortsteil, wo auch der Laden ist, nun schon zweimal hin und zurück gelaufen war, wählte ich den Weg nordwestlich um den heiligen Berg Saana herum. Dieser ließ sich gut laufen und ging dann in eine Fahrspur über. Der Nieselregen und der Nebel nahmen zu, aber durch die gut sichtbare Fahrspur war das kein Problem. Diese sollte mich laut Karte direkt auf den Nordkalottleden führen. Unterwegs tauchten aus dem Nebel Rentiere auf und verschwanden wieder im Nebel. Ich finde diese Stille im Nebel ohne dass man sich orientieren kann oder weiß, was gleich aus dem Nebel auftaucht, sehr besonders. Diesmal tauchte nichts weiter auf, bzw. der Weg tauchte ab. Ich kam auf der Fahrspur zu einem Rentierzaun und auf der anderen Seite ging die Spur noch bis zu einem Sumpf, um dann dort zu enden. Wieder ein paar erfolglose Versuche, den Weg zu finden, um dann querfeldrein durch den Sumpf zu stapfen. Glücklicherweise hatte sich der Nebel etwas gelichtet, so dass ich ein paar Rucksackträger von weitem sehe konnte. Dort musste also der Nordkalottleden, hier "Kalottireitti" genannt, verlaufen. Die orangen Markierungspfosten waren ab dort auch wieder zu finden und funktionierten im Nebel ganz gut.

Der Weg war eigentlich ziemlich schlecht zu laufen, weil er aus großen Steinen bis hin zu Blöcken bestand, jedoch war ich bei dieser Witterung darüber sehr froh, da diese Stellen wenigstens trugen. In den nicht mit Steinen bedeckten Bereichen sank man einfach im Matsch ein. Kurz nachdem ich auf den Kalottireitti eingebogen war, überquerte ich die Grenze nach Norwegen schon wieder, um nach einem kleinen Abstecher ins Nachbarland wieder in Finnland zu landen. Der Regen wurde wieder stärker und ich beschloss, dass ich das Saarijärvi autiotupa nutze, um dort Pause zu machen. Autiotupa heißen in Finnland die Hütten, die für jeden kostenlos nutzbar sind. Diese sind mit Ofen, einem Gaskocher und Holzplattformen (tw. als Doppelstockebenen) ausgestattet, wo man schlafen kann. Bei manchen gibt es Matratzen. Zusätzlich dazu gibt es Varaustupa genannte Räume, die abgeschlossen sind und die man gegen Bezahlung mieten kann. Diese befinden sich manchmal gleich im gleichen Gebäude, manchmal aber auch räumlich getrennt in einem Nachbargebäude. Im Saarijärvi autiotupa traf ich eine Finnin, die wie fast alle hier zum Halti, den höchsten Berg Finnlands, unterwegs war. Einmal im Leben muss jeder Finne den Halti bestiegen haben und da dies von Kilpisjärvi aus am besten zu bewerkstelligen ist, waren auf dieser Strecke viele Leute unterwegs. 

Da es aber noch nicht so spät war, entschloss ich mich, trotz des schlechten Wetters noch bis zum Kuonjarjoki autiotupa zu gehen. Der Nebel und Regen waren wieder stärker geworden und die Wege waren wieder kleine Flüsse. Die Steine waren glatt, so dass man ziemlich aufpassen musste. Das alles führte nicht gerade dazu, dass die Stimmung besser wurde, so dass ich mich erstmal auf einen Stein setzte und zu Hause anrief, um meine aufgestauten Emotionen in den Griff zu bekommen. Bis zum Abend konnte das nicht warten, da war ich mal wieder im Funkloch. Die Telefonate helfen mir sehr, die Situation immer wieder einzuordnen und sich selbst wieder zu beruhigen. 

Abends war ich froh, im Autiotupa noch einen Platz zu bekommen. Rundherum standen schon einige Zelte und der Trockenraum für die Ausrüstung war gut belegt. In Finnland ist es aufgrund der Sprache für mich schwieriger mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, weil alles über Englisch laufen muss und so die Hürde für ein ungezwungenes Gespräch höher liegt, als mit meinem "Skandinavisch" in Norwegen oder Schweden. Der Nebel war draußen nun so dicht, dass man keine 20m weit schauen konnte. 

Gespräch mit einem Finnen: "I always wanted so see Finland. Now I know - it's white."



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