NPL #083 - Von der Gappohytta nach Kilpisjärvi und Pausentag

Die Betreuer der Schüler hatten mit in der Hütte übernachtet und aus dem abendlichen Gespräch wusste ich, dass die gesamte Truppe heute auch über Goldahytta und Treriksrøyset nach Kilpisjärvi wollte. Ich brach also früh auf, um dem ganzen Trubel erstmal aus dem Weg zu gehen. Der Weg in Richtung Goldahytta war relativ schnell gemacht. Wenn ich den Tag vorher rechtzeitig gewusst hätte, dass so ein Chaos auf der Gappohytta ist, wäre ich bei dem schönen Wetter bis hierher gelaufen. 

Mein Telefon war im finnischen Mobilfunknetz gelandet, was bedeutete, dass die Uhrzeit sich um eine Stunde verschoben hatte. Mit dem richtigen Grenzübertritt nachher ist dieser Tag also eine Stunde kürzer. Der Weg von der Goldahytta zum Treriksrøyset, wo sich die Länder Norwegen, Schweden und Finnland treffen, war nicht weit. Hier ist für die Gröna-Bandet-Wanderer aus Schweden der Anfangs- oder Endpunkt ihrer Tour. Hätte ich mich registriert, hätte ich jetzt zusätzlich zu meinem Norge på tvers auch schon das Gröna Bandet absolviert gehabt, da ich ja in Grövelsjön vorbeigekommen bin und auch sonst die Vorgaben der Streckenführung westlich bestimmter Punkte eingehalten habe. Aber für mich war es noch nicht der Zieleinlauf. Johanna und Gustav scheinen in Abisko aufgehört zu haben. Ich hatte ihre Namen in den Hüttenbüchern zwischen Abisko und hier vergeblich gesucht. Schade, dass wir uns nicht noch mal treffen. 

Am Treriksrøyset machte ich nur eine Pause, ging um den Grenzpunkt herum, der im Wasser lag und nur mit einem Steg zu erreichen war und nahm Abschied von Schweden. Dessen Grenze hatte ich hier zum letzten Mal gequert. Nun war ich in Finnland unterwegs. Die Hinweisschilder waren doppelt so lang. Und wenn es sich nicht gerade um Ortsnamen handelte, half nur raten, was das auf dem Schild bedeuten könnte. Viele Wanderer nehmen vom Treriksrøyset aus das Boot nach Kilpisjärvi, um Zeit und Energie zu sparen. Ich hatte mich entschieden zu laufen. Man hatte einen schönen Blick auf den See bei Kilpisjärvi und den heiligen Berg Saana, an dessen Fuß der Ort liegt. Auf einmal überholten mich zwei Jungs joggend mit ihren Rucksäcken. Sie riefen mir zu: „Military training“, aber ich hatte schon erkannt, dass sie zur Klasse des Skigymnasiums von der Gappohytta gehörten. Hatte der Lehrer nicht gestern gesagt, sie würden wandern und nicht rennen? Wenig später kam eine zweite Truppe, die schnell gewalked sind. Da kommt man sich wie eine Schnecke vor. Egal. Ich lief mein Tempo weiter. Und auch die Finnen, die man jetzt in Richtung Ort traf, schlenderten eher oder saßen in ihrer bunten Kleidung mit ihren Smartphones entspannt am Wasserfall, was ein ziemlicher Kontrast zu den leistungsorientiert joggenden Norwegern war. Ich schaute mir auch noch den wieder aufgebauten kleinen Unterstand der Wehrmacht aus dem zweiten Weltkrieg an. Bei diesen Etappen wurde mir erst so richtig klar, wie viele deutsche Soldaten dort als Besatzungsmacht gewesen sein müssen, um dieses unübersichtliche Terrain „zu sichern“. 

Die Rentiere im Wald kurz vor dem Ort ließen sich von mir nicht stören und so stieg ich zum Campingplatz Kilpisjärvi Retkeilykeskus ab. Ich hatte gesehen, dass es morgen stark regnen soll und so beschloss ich eine Hütte zu mieten. Nachdem mir erst eine luxuriösere für einen ziemlich hohen Preis angeboten wurde, einigten wir uns auf ein einfaches kleines Ein-Personen-Hüttchen, was preislich ok war. 

Nun wollte ich mein Paket abholen und in dem Moment fiel mir auf, dass ich den Laden falsch in meinem Navi eingetragen hatte und sich dieser 4,5 km südlich am anderen Campingplatz befand. Wer kann auch wissen, dass dieser Miniort zwei Campingplätze hat! Und da ich meine Hütte schon gemietet hatte, hieß es jetzt und am Pausentag jeweils zweimal 4,5 km Entfernung vom Campingplatz zum Laden und wieder zurück laufen. Jetzt, um das Paket zu holen und für den sofortigen Verbrauch einzukaufen und morgen für den Rest an Proviant für die nächsten Tage bis Alta, wenn ich einen Überblick habe, was alles noch notwendig ist. 

Natürlich lief beim Einkaufen nicht alles glatt, wenn man nicht versteht, was auf den Packungen steht. Eigentlich wollte ich 1l Joghurt kaufen, hatte dann aber statt dessen Peach-Melba-Fruchtsuppe eingekauft. Wusste ich vorher gar nicht, dass es sowas gibt. Finnland ist aufgrund der Sprache nochmal eine ganz andere Herausforderung.

Wie immer am Pausentag hier die Zahlen bis Kilpisjärvi (lt. Navi):

Gesamtstrecke: 2.106,3 km

Anstiegshöhe: 52.803 m



Kommentare

  1. det lilla Storsjöodjuret13 September, 2022

    Was macht man so mit Peach Melba Fruchtsuppe? Ans Müsli mit ranmachen?

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