NPL #080 - Von der Dividalshytta zur Dærtahytta

Am Morgen ging es wieder früh los. Mats war schon aufgebrochen und auch ich nahm die über 300 Höhenmeter Anstieg bis über die Baumgrenze in Angriff. Ein letzter Blick zurück über das grüne Dividalen und weiter ging es durch die Trogtäler nach Norden, teilweise begleitet von einzelnen Rentieren. An der breiten Flussquerung des Jierttáluoppal traf ich wieder auf Mats, der diese Querung eben gemeistert hatte und auf der anderen Seite Pause machte. Wir unterhielten uns kurz und dann ging ich vorbei. Meine Pause sollte erst später sein. Das folgende Gebiet war ziemlich feucht. Das war natürlich schwierig zu laufen, auf der anderen Seite waren hier die Moltebeeren gerade reif, so dass ich irgendwann den Rucksack ins Fjell legte und mit beiden Händen Moltebeeren futterte. Ich hatte mich gewundert, dass noch so viele hingen, da mir mehrere Wanderer entgegen gekommen waren, die wohl keine Lust hatten, sie zu pflücken. Da ich wusste, dass Mats nach mir kommt, ließ ich auch welche für ihn hängen. Er sagte später auf deutsch, dass er sie nicht gegessen, sondern „gefressen“ hatte. Er fand sie auch so lecker, wie ich. 

Ein Teil des Sumpfes war sehr schwierig zu laufen, da man entweder schnell sein musste oder tief einsank. Ein paar Wochen nach mir sind an der Stelle zwei Wanderer ziemlich eingesunken - einer bis zur Hüfte, der sich nicht mehr selbst befreien konnte und von seinem Partner wieder herausgezogen werden musste.

Kurz vor der Dærtahytta fing es an zu regnen. Gleichzeitig mit mir kam ein Jugendlicher an, den ich mit in die Hütte hineinließ. Er war der erste von einer fünfköpfigen Familie aus Pirna, die eine mehrtägige Runde im Dividalen Nationalpark gewandert waren und wenig später eintrafen. Die Mutter war Polin und der Vater gebürtiger Tscheche, so dass die Familie einen lustigen Mix aus deutsch und polnisch sprach und nachdem Mats dann noch eintraf, das Sprachengewirr perfekt war. Wir heizten den Ofen und Mats holte Wasser. Was diese „Aufgaben“ auf der Hütte betraf, war er sehr aufmerksam. Kein Wunder, war er doch schon mehrere Male Stugvärd auf schwedischen Hütten gewesen, unter anderem mehrfach auf der Pieskehaure Fjällstuga nahe Sulitjelma oder der Unna Allakas Stugorna, wo ich auch vorbeigekommen war. Insgesamt waren die Gespräche mit ihm sehr interessant, weil er als pensionierter Lehrer sehr viel spannende Sachen zu erzählen wusste und sich gut im Fjell auskannte. 

Abends wurde mir der Trubel zu viel und ich ging nochmal raus, wo ich nach dem Regen unter einem wunderschön orange angestrahlten Himmel stand. Die Abendstimmungen im Fjell  waren oft etwas ganz besonderes. Für den nächsten Tag hatte der Wetterbericht vor ein paar Tagen Sturm und Starkregen angesagt, so dass wir überlegten, ggf. den nächsten Tag abzuwettern und nicht weiterzugehen, aber das wollten wir am nächsten Morgen entscheiden.



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