Gestern war es schon so windig gewesen, dass die Seilbahn in Abisko geschlossen wurde und auch heute blies der Wind noch ziemlich kräftig.
Am Anfang der Etappe lief ich auf dem Rallarvegen. Dieser Weg wurde angelegt, um die Materialien zum Bau der Bahnstrecke nach Narvik heranzuschaffen, sozusagen als Baustraße. Er zieht sich parallel zur Bahntrasse den Torneträsk-See entlang und ist heute meist nur noch ein schmaler Wanderweg. Es gibt mehrere Infotafeln, z.B. über die ehemalige Ortschaft Tornehamn, wo die Bahnarbeiter wohnten oder über die Verteidigungsanlagen, die Schweden im 2. Weltkrieg entlang der Bahn errichtete, da sie einen Angriff der in Norwegen stationierten deutschen Wehrmacht erwarteten, bzw. auf diesen vorbereitet sein wollten.
Der Weg geht über Björkliden, einen beliebten Wintersportort, wo gerade eine ganze Menge Leute am Bahnsteig auf den Zug nach Narvik warteten. Aber ich ging nur vorbei und weiter um den Torneträsk und ein paar kleinere Seen herum. Der Wind nahm immer weiter zu. Hätte ich beim Wetter mal nicht nur nach Anfangs- und Endpunkt der Etappe, sondern auch mal dazwischen geschaut…
Auf jeden Fall war ich froh, zur Mittagspause einen Shelter zu finden, wo man sich windgeschützt ausruhen konnte. Als ich weiterging, kam mir ein Wanderer im T-Shirt entgegen. Als ich das gesehen habe, kam ich mir wie eine totale Frostbeule vor in meiner Hardshelljacke.
Nach der Querung der Straße Richtung Riksgränsen kam mir alles sehr bekannt vor. Diesen Teil der Strecke waren wir als Familie im letzten Jahr gewandert. Es war schön daran zurückzudenken, aber auch traurig, denn mein Mann und die Kinder fehlen mir schon sehr. Ich machte ein Selfi an der Brücke, wo wir auch im letzten Jahr ein Foto gemacht hatten.
Wir waren damals von der Straße bis kurz vor die Pålnostuga und wieder zurück gegangen. Heute musste ich den Weg nur in eine Richtung laufen. An der Pålnostuga ging ich vorbei, da ich noch über die Grenze und bis zur norwegischen Lappjordhytta wollte. Aber obwohl es nur 2 bis 3 Kilometer sind, wollte das Riksrøys an der Grenze einfach nicht in Sichtweite kommen. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich wieder einmal die Grenze zwischen Schweden und Norwegen gequert hatte. Nur am Treriksrøyset werde ich jetzt nochmal auf Schweden treffen. Die letzten Kilometer zur Lappjordhytta, die man schon von weitem am Hang liegen sieht, gingen dann noch steil den Berg hinauf. Ich war froh, als ich es geschafft hatte.
In der Hütte hatte schon ein Paar aus Schwäbisch Hall die Hütte geheizt. Sie kamen von Norden den Nordkalottleden aus Kilpisjärvi entlang und hatten auch mit dem Wind zu kämpfen gehabt. Der Frau hatte es die Rucksackplane übers Fjell geweht und der einsetzende Regen dann die gesamte Ausrüstung durchnässt, so dass sie erst mal alles trocknen musste. Ein netter Abend mit interessanten Gesprächen. Das ist das schöne bei Hüttenübernachtungen - man trifft neue Leute, tauscht Informationen aus und kommt auf einfache Art mit ihnen in Kontakt. Das passiert bei Zeltübernachtungen oder großen Fjällstationen wesentlich seltener.
Im Hüttenbuch suchte ich noch nach Johanna und Gustav, aber die waren hier nicht vorbeigekommen. Schade. Vielleicht haben sie ihre Tour doch in Abisko vorzeitig beendet. Ich hätte die beiden gern noch mal gesehen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen