NPL #068 - Von Ritsem zum Westende des Akkajaure

Für heute war bis zum Nachmittag Regen angesagt. Also beeilten Marianne und ich uns nicht besonders. Das Zimmer mussten wir aber bis 10 Uhr räumen, so dass wir uns dann doch regenfest verpackten. Ich verabschiedete mich noch von Johanna und Gustav, die heute ihren Pausentag hatten, und ging los. Glücklicherweise hatte der Regen gerade eine Pause gemacht, aber der Nebel war so dicht, dass man die Berge auf der anderen Seite des Stausees nicht sehen konnte. Eigentlich hätte man vom Grenseleden eine tolle Sicht auf das Áhkka-Massiv, wenn man es dann sehen würde. 

Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass es seit der Nacht geregnet hatte oder ob der erste Teil des Grenseledens wirklich so matschig ist - es war wirklich nass. Und im Gegensatz zum Padjelanteleden gab es keine Planken. Also mal wieder nass von oben und unten. Glücklicherweise gibt es auf dem Grenseleden ein paar Shelter, wo man im Trockenen und windgeschützt rasten kann. Und diesmal holte ich zum ersten Mal auf der gesamten Tour meinen Kocher in der Mittagspause raus, um mir einen Tee zu kochen. Das Wetter war also wirklich schlecht. Ich hatte mir vorgenommen, am zweiten Shelter zu übernachten. Ich hatte gelesen, dass da Platz wäre, ein Zelt aufzustellen. Außerdem war dieser unten am See und nicht so exponiert auf dem Berg.

Am späten Nachmittag hörte der Regen dann wirklich auf, aber natürlich waren alle Wiesen durchweicht und die Moore hatten sich wieder richtig vollgesogen. Es waren keine guten Bedingungen und obwohl es nur ca. 24 km zu absolvieren waren, war ich irgendwann ganz schön fertig. Man braucht ziemlich lange in dem nassen Gelände. Aber bald war es geschafft. Dann käme nur noch die Brücke und ca. 500 m dahinter der Shelter. Ich konnte die Brücke durch die Bäume schon sehen und freute mich. Ich freue mich derzeit häufig, wenn ich Brücken sehe. 

Aber stop mal, da fehlt ja schon wieder ein Stück bis zum Ufer. Ich ging bis hin und traf vor der Brücke auf eine Familie, die dort ihr Zelt aufgeschlagen hatten. Sie kämen von der anderen Seite und am Shelterplatz hätte ihr großes Zelt nicht hingepasst. Auf meine Frage, ob da überhaupt ein Zelt hinpasst, waren sie sehr unentschlossen, vielleicht zwischen Shelter und Klohäuschen. Na das klingt ja vielversprechend! 

Nun zu dem größeren Problem - das fehlende Stück Brücke oder besser die zusätzlichen 1,5 m Wasserhöhe des Stausees, weshalb die Treppe an der Brücke ins Wasser ging. Der Mann hatte mir erklärt, dass er bis zur Brust im Wasser gestanden hätte und den anderen geholfen hätte rüberzukommen. Ok, dann war hier jetzt Schluss. Aus. Ende. Da komme ich nicht rüber. Irgendwann geht es eben nicht mehr. Aber hier ist auch kein Platz für mein Zelt und die letzten Kilometer war es wirklich mehr oder weniger Sumpf gewesen. Es war jetzt schon nach 19 Uhr. Ich muss jetzt einen Zeltplatz finden und morgen wieder zurück nach Ritsem und dann auf anderem Weg weiter. Hilft ja alles nichts. 

Aber vorher schaue ich mir das Ganze noch mal aus der Nähe an. Ich stellte den Rucksack ab und ging über die Brücke. Auf einmal sah ich die Stahlseile, die die Brücke am Ufer verspannten. Wenn ich mit den Füßen auf den unteren Seilen balanciere und mich an denen oben festhalte, müsste es gehen. Das blöde ist nur, dass alle Seile einer Seite jeweils am gleichen Punkt verankert sind. Das heißt Füße und Hände nähern sich an, je weiter man ans Ufer kommt. Aber ungefähr ab der Hälfte der Stahlseillänge war Land erreicht, wo man abspringen könnte. Ich probiere es aus. Ging erstaunlich gut, sogar mit Wende, im wieder auf die Brücke zu kommen. 

Ich ging zurück und nahm der Familie das Versprechen ab, dass sie mich retten, wenn was passiert. Dann schnappte ich mir den Rucksack und die Stöcke. Die konnte ich bei dem Manöver gar nicht gebrauchen. Ich warf sie vom Brückenende aus ans Ufer und wer meine Wurfkünste kennt, kann sich vorstellen, dass ich erleichtert war, dass sie ungefähr an der Stelle lagen, wo ich sie hinwerfen wollte. Nun noch mal die ganze Aktion mit Rucksack. Auch diese Brückenquerung sah wahrscheinlich ziemlich albern aus, aber ich kam wohlbehalten auf der anderen Seite an. Jetzt noch schnell die restlichen Meter zum Shelterplatz zurücklegen und dann war Schluss für heute. 

Als ich aber dorthin kam, war das eine Waldfläche mit lauter kleinen Buckeln, in denen der Shelter und das Klohäuschen standen. Zum Zelt aufstellen absolut ungeeignet. Nur ganz vorne am Wasser gab es eine kleine einigermaßen ebene Fläche, die gerade groß genug für mein Zelt war, ca. 2 m vom Wasser des Stausees entfernt. Nicht ideal, aber anders ging es jetzt nicht. Dafür hatte ich Panoramablick auf den Akkajaure - und keine Mücken!



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