NPL #059 - Von der Bolnastua zur Lønsstua

Ein Morgen mit gemischten Gefühlen. Heute würde es über den Polarkreis gehen, aber nicht über das Saltfjell durch das alte verwitterte Holzschild, sondern am Polarsirkelsenter an der E6 mit den ganzen Wohnmobilisten und Reisegruppen. Ein bisschen traurig war ich über diese erneute Routenänderung schon, dafür freute ich mich natürlich riesig, meine Familie abends noch einmal zu treffen.

Glücklicherweise muss man nicht die ganze Zeit entlang der Straße laufen, da die alte E6 westlich  oberhalb von Zugstrecke und neuer Straße verläuft. Diese hat den Zustand eines breiten Feldweges und lässt sich gut gehen mit schönen Blicken über das Tal. Das Saltfjell links lag unter dicken Regenwolken, so dass ich schon nicht mehr ganz so traurig über die Planänderung war. Bei mir regnete es nur kurz ein bisschen und der Nebel, der aufkam, verzog sich auch bald wieder. Das schöne an der alten E6 ist, dass dort kleine Tafeln über den Bau der Straße in den 30ern, den Bau der Bahnstrecke und die Zwangsarbeiterlager zur Zeit der NS-Besatzung angebracht waren, sowie über die Probleme, die Strecken im Winter schneefrei zu halten. 

Auf einmal sah ich rechts das Polarsirkelsenter liegen. Obwohl ich ja vor einer Woche mit der Familie dem Auto da war, war es diesmal etwas vollkommen anderes. Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich stand auf der alten E6 und musste erst mal weinen. Die Emotionen waren unglaublich stark. Damit hatte ich ehrlich gesagt so nicht gerechnet, weil es ja nur ein gedachter Strich auf dem Globus ist, aber ich hatte es bis hierher zu Fuß geschafft oder jedenfalls fast. Ich lief weiter bis die beiden Globen beidseitig der Bahnstrecke und das Polarsirkelsenter auf einer Linie mit mir waren. Das definierte ich dann als Polarkreis, da dieser auf der alten E6 nicht markiert ist. Dort hielt ich inne, telefonierte mit meiner Familie, weil ich den Moment teilen wollte und hatte damit doch meinen ruhigen Moment am Polarkreis ohne den Trubel des Polarsirkelsenteres. 

Das besuchte ich danach trotzdem, da es über einen kleiner Wanderweg mit Brücke über den Fluss angebunden ist. Als ich an der Stehle von 1937 stand, machte dort eine spanische Reisegruppe Fotos. Ich war immer noch ein bisschen durch den Wind und mir kamen schon wieder die Tränen. Ein paar Spanier merkten, dass das hier eben ein großes Ding für mich war und boten mir an, ein Foto von mir zu machen. Auch an der anderen Stehle von 1990 hatte ich noch mal eine nette Fotografin. Danach ging ich in das Gebäude, um die wichtigen Dinge zu erledigen: Müll der letzten Tage wegschmeißen, essen, Wifi nutzen.

Als ich auf die Uhr schaute, sah ich, dass ich mich ganz schön sputen musste, schließlich hatte ich ja noch eine Verabredung an der Lønsstua. Also wieder rüber zur alten E6 und diese noch entlang vorbei an einem Opferplatz der Sami bis diese dann mit der jetzigen Straße zusammengeführt wurde. Ich war spät dran und musste ich ein bisschen Tempo machen und so wurde ich erst nach dem Abzweig nach Lønsdal von einem mir sehr bekannten Auto überholt. 

Wir trafen uns am Parkplatz bei der Hütte, schlossen die Lønsstua auf und sahen, dass diese Hütte eine kleine Einliegerwohnung mit eigener Küche hat. Die Betten hier konnte man vorbestellen. Das machte ich dann mal schnell, damit abends keiner mit Reservierung kommt und so hatten wir unser eigenes Reich. Die anderen 3 erlebten so auch, wie eine DNT-Hütte funktioniert, obwohl diese ja mit Sommerwasserleitung und Strom schon sehr guten Standard hat. Ich dagegen bekam meine Schuhe zurück. Von meinen alten hatte ich mir heute den linken Fuß an einer Stelle blutig gelaufen. Also entweder meine alten Treter sind beim Wiederbesohlen im Frühling kleiner geworden oder meine Füße größer - oder beides. Jedenfalls macht es mich stutzig, dass die Innensohlen nicht mehr richtig reinpassten und die rechte vorn sogar abgeschnitten wurde. Wenn mein Mann die anderen Schuhe nicht vorbeigebracht hätte, hätte ich wohl mit dem Zug nach Mo i Rana fahren müssen und neue kaufen. Weiterlaufen ging damit jedenfalls nicht.

Außerdem bekam ich den Luxus von frischen Essen, Obst und Joghurt abseits einer „Versorgungsstation“ und wir hatten noch einmal einen ungeplanten und sehr netten Familienabend.



Kommentare

  1. Gruss aus Nordnorwegen. Ich hoffe du gehst ein Stueck den Rallarweg an der Ofotenbahnstecke. Da kann ich dir ein Huettchen mit Sauna anbieten, wenn es passt und di magst. Gruss von Elke

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    1. Hei Elke,
      Ich überlege gerade, wie ich weiterlaufe - über Katterjåkk oder doch über Abisko. Um zur Lappjordhytta zu kommen, muss ich auf jeden Fall Rallarvegen gehen. Wo ist denn die Hütte?
      Kannst mir auch eine Email schicken:
      woitunik(at)googlemail.com
      Liebe Grüße, Manja

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  2. De Huette liegt ca 3 km von Katteratt. Kommst du ueber Hundalshyttene, gehts den Rallarweg entlang von Sueden. Wenn du ueber Schweden kommst, wuerde das ein Umweg sein. Wann wolltest du in Abisko sein?

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  3. Hallo Manja. Wahrscheinlich bist du komplett ohne Empfang. Habe dir ne Mail geschickt. Viel Glueck weiterhin. Vielleicht sehen wir uns ja auch persoenlich. LG Elke

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