Ein bisschen aufregend ist es schon. Es würde wieder ein Meilenstein bei NPL absolviert - Umbukta erreichen heißt, dass man gut die Hälfte geschafft hat. Außerdem würde meine Familie hierher kommen und wir würden eine Woche Urlaub zusammen machen. Und das verrückteste an dem Tag war: die Sonne schien!
Die Etappe nach Umbukta ist lang und so brach ich zeitig auf. Ich weiß nicht, ob ich zu euphorisch war oder mal wieder einfach unaufmerksam, jedenfalls verpasste ich die Weggabelung, wo es zum Gletscher ging. Ich war schon ein ganzes Stück hinter dem Abzweig, aber da ich ja sowieso die ganze Zeit überlegt hatte, welche Route ich nehme, fand ich das jetzt nicht so schlimm. Also würde es die Kletterpartie am Gresvatnet statt dessen. Am Ende war es gar nicht so schlimm, wie befürchtet, auch wenn es schon sehr mühsam ist, sich mit dem Ungetüm auf dem Rücken die Blöcke hochzuziehen.
Ich stand auf dem Staudamm und war glücklich. Der schwierigste Teil war geschafft. Ich rief meinen Mann an und sagte bei dem Telefonat „Jetzt nur noch ruhig auslaufen bis Umbukta“. Wenn ich mich da mal nicht getäuscht habe!
Aber erst mal hieß es staunen! Das Okstidanmassiv lag in strahlendem Sonnenschein mit kleiner Wolkenmütze. Ich musste mich immer wieder umschauen, weil es so großartig aussah und der Weg durch die Schlucht des Storskardet war einfach grandios. Es ist so wunderbar, bei gutem Wetter im Fjell zu stehen. Das sind die Glücksmomente, für die man die ganzen Anstrengungen auf sich nimmt.
Im Fjell fand ich ein Rentiergeweih und überlegte kurz, es mitzunehmen. Schließlich treffe ich mich ja in Umbukta mit meiner Familie und dann können die das nach Hause mitnehmen. Es war jedoch ziemlich groß… Während ich so überlegte, kamen 2 junge Norweger mit Hund vorbei. Wir unterhielten uns kurz und der Hund knabberte in der Zwischenzeit das Geweih an. Manche Dinge erledigen sich eben von selbst…
Der Weg führte weiter am Storakersvatnet entlang. Hier gab es ab und zu noch ein Schneefeld und es zeigte sich, dass der Weg nach Umbukta kein einfaches Auslaufen würde. Viele kleine Bäche queren tief eingeschnitten den Hang so dass man immer wieder viele Meter runter und sofort wieder hinauf muss. Wahrscheinlich ein Super-Kardiotraining, aber mich machte es auf die Dauer ganz schön fertig. Der Verzehr von Müsliriegeln an dem Tag war überdurchschnittlich, wozu auch der Anstieg auf den Skukken beitrug, von dem man jedoch eine unglaubliche Aussicht auf das Storakersvatnet hatte. Sah ein bisschen aus, wie man sich die Südsee vorstellt. Das Moor am Ende konnte mich dann auch nicht mehr schocken. Ich war ziemlich fertig, als ich in Umbukta ankam.
Ich hatte mich vorher dort angemeldet und so wartete eine nette Dame auf mich. Das Café ist zwar seit 18 Uhr geschlossen, aber sie macht noch was für mich zu essen, wenn ich möchte. Hamburgerteller groß. Was sonst! Während sie den Hamburgerteller machte bezog ich das kleine Stabbur, in dem die Wanderer in Umbukta übernachten können. Thor Inge schaute auch kurz vorbei und wir unterhielten uns über die Strecke. Er meinte, dass es im Ranafjell kein Problem mit Schnee gibt. Er sollte Recht behalten. Die Schneemengen, die Senorge da noch angibt, stimmen irgendwie nicht mit der Realität überein. Heute hieß es aber erstmal nur Essen, heiße Dusche, was will man mehr!
Am Abend klärte sich auch noch die Geschichte mit dem Motorradfahrer. Es ist Carsten aus Eberswalde. Wir kennen uns gar nicht, aber er suchte im Internet und stellte eine Verbindung zwischen mir und der Hochschule her, was er versuchte, Laurent zu erklären. Das führte aufgrund der Verständigungsprobleme zur Verwechslung, so dass Laurent der Meinung war, dass es sich um einen Schulkameraden handelt. Auf jeden Fall hat Carsten mir eine Email geschrieben, so dass auch dieses „Geheimnis“ nun gelüftet werden konnte.
Am nächsten Tag machte ich einen Pausentag und ging zum Matbussen. Das ist ein als Laden umgebauter Bus, der in Schweden auf einem Parkplatz direkt hinter der Grenze steht und irgendwie alles hat, manches davon auch nur genau ein Mal. Ich kaufte was zum Abendbrot und ein paar Süßigkeiten für die Familie, die ich morgen nach über 2 Monaten wieder treffen würde.
Hier noch die Daten und Fakten zur Tour:
In Umbukta sind es jetzt (lt. Navi):
Gesamtlänge: 1.391,8 km
Anstiegshöhe: 30.893 m
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