NPL #053 - Von Stekvasselv zur Gressvasshytta

Morgens ging es dann wieder los. Ein bisschen schade fand ich es schon,diese tolle Herberge zu verlassen, aber der Tag heute sollte mich entlang des Speltfjelldalens und des Okstidanmassivs mit dem Okssolten, den höchsten Berg Nordnorwegens mit seinen Gletschern führen, einfach unglaublich eindrucksvolle Landschaften. Nur war mal wieder Regen angesagt. Also brach ich zeitig auf, um wenigstens den Anstieg nicht in kompletten Matsch zu laufen. Wobei der Regen des gestrigen Tages ja schon den Boden wieder ordentlich aufgeweicht hatte. 

Der Anstieg entlang der Speltfjellelva geht über 400 Höhenmeter nach oben und nachdem das geschafft war, hatte ich einen spektakulären, aber leider sehr kurzen Blick auf das Speltfjelldal. Dann zogen Wolken auf und hüllten das gesamte Fjell ein. Die Sichtweite betrug vielleicht 100 m. Genug bis zur nächsten Wegmarkierung, aber leider nicht bis über das Tal oder das dahinter liegende Okstidanmassiv. Man fühlt sich, als ob man in einem 200m-Spot läuft. Die Landschaft davor und dahinter verschwinden und nur der kleine Umkreis ist erkennbar. 

Irgendwann lichtete sich der Nebel etwas, aber nur, um den Blick auf den reißenden Gebirgsbach freizugeben, den ich queren musste. Diesmal hieß es bei ca. 5°C, Regen und Wind zusätzlich vorsorglich auch die Hose ausziehen. Ich wollte bei dieser Witterung nicht nochmal riskieren, dass alles nass wird. Die Flussquerung war anspruchsvoll und ich atmete am anderen Ufer erst mal durch, um mich dann schnell wieder anzuziehen. 

In einem Tourbuch, was in Stekvasselv auslag, hatte ich gelesen, dass noch 2 ähnliche Querungen folgen würden und das Pärchen, welche den Reisebericht geschrieben hatte, die letzte nur dank einer Schneebrücke schaffte. Ein bisschen Bammel hatte ich schon, aber glücklicherweise erwiesen sich die beiden anderen Watungen als recht unkompliziert. Die Verhältnisse sind eben doch bei jedem anders. 

Die Wolken lichteten sich etwas und auf einmal erschien links von mir das gewaltige Bergmassiv des Okstidan, an dem ich die ganze Zeit vorbei gegangen bin, ohne es zu sehen. Auch die beiden Gletscherzungen waren gut zu erkennen, auch wenn ein Teil des Berges noch von Wolken verdeckt war. 

Am Ende des Speltfjelldalens liegt das Gresvatnet mit der Gressvasshytta. Ich wusste, dass diese gerade umgebaut wird, aber in der Sicherungshütte gab es trotzdem einige Schlafplätze. Als ich ankam, wurde ich gefragt, ob ich reserviert habe. Ich war etwas erstaunt, weil ich bis jetzt eigentlich immer allein auf den Hütten war und noch keine Notwendigkeit für Reservierungen gesehen hatte. Es stellte sich heraus, dass eine Familie für morgen reserviert hatte (die Familie, die ich schon kannte?), aber heute noch alles frei war. Ich bezog die Sicherungshütte, die vielleicht 8 m2 groß war und auf der Fläche ein Doppelstockbett für 3 Personen, einen Schrank mit darauf stehender Doppelkochplatte, einen Tisch und 2 Stühle und einen Ofen hatte. Als ich den Ofen angeheizt habe, musste ich den Stuhl vor die Tür stellen, damit er in der Nähe des Ofens nicht ankokelt. Und ich war nur allein in der Hütte. Bei 3 Leuten müssten immer 2 auf dem Bett sitzen, wenn sich einer bewegen will. Also für 3 Fremde mit Gepäck geht es auf jeden Fall gar nicht. Für mich hat es jedoch gereicht. 

Die Freiwilligen des DNT, die die Hütte umbauen, schalteten auch irgendwann das ohrenbetäubende Dieselaggregat in Nebenraum aus und unterhielten sich mit mir kurz über die Routenalternativen am Folgetag - entweder direkt am Gresvatnet oder hinter dem Ridaren am Gletscher vorbei. Sie meinten, dass das mit dem Schnee passen müsste, höchstens vielleicht am Gletscher etwas mehr liegt. Na wenn alle sagen, dass das der schönere Weg ist, dann würde ich das morgen versuchen.



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