NPL #050 - Von Tverrelvnes zur Krutvasshytta

Die Sonne schien und ich freute mich, wieder ins Fjell zu kommen. Heute sollte noch mal richtig gutes Wetter werden. Erst ging es steil bergauf durch den von der Nacht regennassen Fjällbirkenwald und dann war ich auch schon über der Baumgrenze. Hier und da ein paar kleine Schneefelder, aber nichts, was dramatisch wäre.

Als ich gerade den für die Sami heiligen Felsen fotografierte, hörte ich ein Grunzen. Es ist mir schon ein paarmal so gegangen, dass ich die Rentiere früher höre als dass ich sie sehe und ja, ich finde die Laute hören sich etwas an, wie Grunzen. 

Erst sah ich bloß ein paar, die dann in nicht allzu hoher Geschwindigkeit vor mir wegliefen. Als ich über den Hügel kam, lag dort aber plötzlich eine riesige Herde auf dem Schnee. Als sie mich sahen, standen ein paar auf. Die anderen waren unschlüssig, schließlich setzten sich jedoch alle in Bewegung und liefen auf die andere Seeseite. Das war schon ein Wahnsinnsanblick, wenn sich eine solch riesige Herde in Bewegung setzt. Ich denke, es waren über 200 Tiere. 

Die Flüsse ließen sich heute ganz gut durchwaten. Nur mit dem Schnee am Flussufer war es manchmal schwierig. Hier musste ich entlang des Flusses gehen und eine schneefreie Stelle finden. 

Über den größten Fluss am Ende gab es eine Hängebrücke, jedoch hatte sich aufgrund der Schneeschmelze und der Niederschläge ein Flussarm gebildet, der noch vor dem Brückenbeginn zu queren war und der war nicht ganz ohne. Auf der Hängebrücke machte ich den Fehler nach unten zu schauen. Mit Fehler meine ich nicht, dass ich Angst vor den Wassermassen hatte, sondern dass mein Gleichgewichtssinn mir auf einmal vorgaukelte, die Brücke würde zur Seite driften. Das war ein sehr merkwürdiges Gefühl, wo man schnell wieder nach vorn schauen und sich konzentrieren muss, um die Balance zu halten.

Ansonsten entschädigten die Momente heute für die vielen Straßenkilometer. Es war einfach nur wunderbar. 

Die Straße querte ich nur kurz am Krutvatnet, um zur Krutvasshytta zu gelangen, einer kostenlos nutzbaren Hütte des Statskog. Die Hütte war in Top-Zustand. Toll, dass es solche kostenlosen Angebote gibt. Da es hier weder Wifi noch Mobilfunkempfang gibt, bleibt genug Zeit, die Hüttenbücher von 1999 an zu lesen. Die Hütte scheint vor allem von NPL-Läufern genutzt zu werden. Jedenfalls kamen mir ein paar Namen im Buch ganz bekannt vor. Nun stehe auch ich drin. Auf der letzten Seite. Da ist wohl bald ein neues Buch fällig. 



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