NPL #020 - Von Jordet nach Lillerøåsen

Heute mussten Höhenmeter geschafft werden. Von 410 m üNN ging es bis auf über 1000 m üNN. Und gleichzeitig war klar, dass das Wetter alles andere als gut werden wird. Aber ein Pausentag auf meinem Spezialcamping (siehe letzter Post) war auch keine Option. Also wieder möglichst wasserdicht verpacken und den Berg hoch. Anfangs war es ein Waldweg, der parallel zum Hang immer höher über das Tal anstieg.

Auf einmal hörte ich Maschinengeräusche. Ich kam an eine Wegkreuzung und sah eben noch den Straßenhobel um die Ecke biegen. Vor mir lagen viele Kilometer neu geglättete Straße in die Bittermarka, das erste Kahlfjellgebiet, was ich auf meiner Wanderung erreichen würde. Und trotz des Wetters freute ich mich darauf. Anfangs freute ich mich auch über die glatte Schotterstraße bis ich irgendwann sah, dass der Dreck trotz schon etwas hochgekrempelter Hosenbeine bis zu den Knien hochspritzte. Aber wenn ich etwas gelernt hatte in den letzten Regentagen, dann dass Dreckflecken auf der Hose eine temporäre Angelegenheit sind, da es immer so stark regnet, dass die Hose über kurz oder lang gleichmäßig eingesaut wird.

Wie gesagt, der Schotterstraße folgte ich viele Kilometer und der Regen wurde immer heftiger. Ich stellte mich an einer Überdachung einer Hütte unter und dachte über meine Optionen nach. Eigentlich wollte ich ja bis zum See Mjølsjøen gehen und dort zelten und am nächsten Tag weiter, aber in Anbetracht des Wetters schien mir ein trockener Übernachtungsplatz erstrebenswerter. Ich versuchte bei der nächsten Übernachtungsmöglichkeit anzurufen, da ging aber nur der AB ran. Also schrieb ich eine Email mit meiner Telefonnummer in der Hoffnung, dass sich jemand meldet. Unterwegs schaute ich als Alternative auf lokalen Karten, die aushingen, ob Shelter oder Hütten vermerkt waren. Ein Shelter sollte direkt am Mjølsjøen sein. Also weiter durch ein landschaftlich trotz des Wetters unglaublich schönes Gebiet. Man konnte über weite Flächen bis zu den Bergen mit noch vorhandenen Schneefeldern schauen. Am Mjølsjøen versuchte ich den Shelter zu finden, aber am Ufer waren noch viele Altschneefelder. Das gesamte Gelände war nass und ein Shelter nicht zu entdecken. Laut einer anderen Karte sollte am Litlrøsjøen noch eine offene Hütte sein. Das lag zwar abseits des Weges, aber schien mir in Anbetracht des Wetters und meines Zustandes die sinnvollste Variante zu sein. Wie diese aussieht und ob sie beheizbar ist war jedoch nicht klar. Als es dann soweit war, bog ich von meinem Weg ab, um diese Hütte zu suchen. 

Nach ein paar hundert Metern klingelte auf einmal mein Telefon und es war Øyvind, der mir sagte, dass ich in Lillerøåsen übernachten könne. Er müsse zwar noch arbeiten, würde aber in einer Stunde losfahren und die Hütte vorbereiten und ob ich noch was zu Essen bräuchte, was er mitbringen könne. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Es waren zwar noch die Strecke zurück zum Abzweig und dann 8,5 km übers Fjell zu gehen, aber ich wusste, dass ich am Abend eine trockene und beheizbare Hütte habe. Der Weg übers Fjell, übrigens ein Teil des Femundstiens, ist unglaublich schön. Aber auch hier musste ich wieder viele Sumpfstellen umgehen oder durchwaten. Ab und zu gab es auch noch ein kleines Schneefeld. Über einige Sumpfstellen sind Bohlenwege verlegt, die mir jedoch aufgrund des Schneematsches im Schuhprofil und der Nässe zum Verhängnis wurden, indem ich mich noch ordentlich auf den Hosenboden setzte. Mehrfach hörte ich leichtes Donnergrollen. Ein Gewitter im Fjell wollte ich nicht unbedingt erleben, also schnell weiter. Kurz vor Lillerøåsen kreuzte noch ein Berglemming meinen Weg. Er hatte es jedoch auch eilig, ins Trockene zu kommen. 

Øyvind hatte mir in der Zwischenzeit Fotos von der Hütte geschickt, so dass ich sie vor Ort schnell fand. Er hatte sogar den Ofen angeheizt und Wasser geholt, so dass es schon schön warm war und ich mich, sowie die Ausrüstung trocknen konnte. Danke! Das war für mich an dem Tag meine Rettung.

Am Abend schrieb Øyvind noch, dass es auch den ganzen nächsten Tag regnen soll und ich gern einen Tag länger bleiben könne. Beim Blick auf die Wettervorhersage schien das eine gute Idee. 



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